Barbara Burck Querschnitt
Zum nunmehr vierten Mal haben wir die Ehre, Barbara Burcks lyrisch- melancholische Arbeiten in unserem Hause zu präsentieren.
Gezeigt wird ein Querschnitt ihres mannigfaltigen Oeuvres, welches in gewohnt gestisch-expressiver Manier Stadtlandschaften, Landschafts- sowie Figuren- und Strandbilder in sich vereint.
Laudatio Dr. Ina Gilles:
Die Malereien der Barbara Burck laden ein zum Innerhalten, zum Verweilen. Sie verweisen in der heutigen Zeit, die von lärmendem optischem Müll dominiert wird, auf anderes, auf Ruhepole, auf Sinn und Fragilität. Ihre sinnliche Malerei, die aus sich differenzierenden Farben besteht, die Farben in Kontrasten setzt oder sie in leisen Näherungen einander aufblühen lässt, diese Künstlerin ist eine wirkliche Malerin, was selten geworden ist. Sie geht deshalb nicht unüberlegt vor. Sie weiß, dass es erst immer eine Fläche ist, die sie mit Farben beschichtet, erst einmal ist es nur Material, Farbmaterial, das sie ordnen muss. Die Freiheit kommt während des Machens, wenn sie die Farben schichtet, nach einer Ordnung sucht. Es ist zugleich auch eine intuitive Arbeit, sie denkt in Farben und Formen, bis die Malerei der eigene existentielle Raum der Künstlerin wird, in dem sie atmet, lebt und empfindet. Das Haptische dieser Malerei, ihre sinnliche Präsenz ist nicht das Gebaute, stabil in sich Gefügte, die Ölschichtungen bleiben luftvoll, atmen, verleihen den Bildern poetische Dichte.
Barbara Burck ist eine Heisig-Schülerin, sein malerischer Zugriff ist ihre verwandt, doch ist ihre Wirklichkeit und Suche eine ganz andere. Sie ist fern aller Dramatik eine Lyrikerin, eine der leisen Töne. Und es ist wichtig, im heutigen Blicktraining auf schnell fassbare Oberflächen, bei denen das Dahinter durch das Nebeneinander ersetzt wird und sich im Sekundentakt verschiebt, diese Malereien von Barbara Burck zu wissen, die Einhalt fordern, die die Blicke hinter die Oberflächen führen. Sie ergründet mit dem Malen ihre nahe Umgebung, ihre Welt und indem sie das macht, wird es auch unsere Welt.
Anlass dieser Ausstellung ist ihr Geburtstagsjubiläum. Barbara Burck malt inzwischen über 45 Jahre. Auch wenn am Anfang noch das Schreiben als andere Möglichkeit in ihr keimte, so entschied sie sich für die Malerei.
In dieser Ausstellung sind alle Themenbereiche vereint, mit denen die Künstlerin kämpft. Das sind die Landschaft, der Wald und Park,
die Stadt, Innenräume mit Menschen, Stilleben, die meist Blumen sind.
Das Schwarze Schaaf, sie können es auf der Einladungskarte sehen, steht unschlüssig im rechten Teil des Bildes. Man schaut es an und merkt, dass es in diesem Bild die Bäume es sind, die den Raum strukturieren, damit auch dem schwarzen Schaf eine Dauer geben. Ein Park oder eine Waldlichtung, der eine lichtblaue Baum wirft seinen Schatten, mit den anderen, über eine weite sanft abfallende Fläche bis zum Bild hinaus. Die anderen Bäume sind fast schwarz, ihre kahlen Äste krakeln sich durch den Bildraum. Das wiederkehrende Blau harmoniert mit den Ockertönen der Wiese und dem verschwimmenden Bildhintergrund... Ein einsamer Spaziergänger, der mit der Umgebung verschmilzt, schreitet seinen Weg. Es mag Vorfrühling sein, eine gewisse Verheißung liegt über der Szene und das Licht dringt unmerklich in das Bildgefüge ein.
Die Menschen, die in den Parklandschaften der Barbara Burck in Farben aufleuchten, sind lichtdurchflutet und an den Konturen scheinen sie zu verwischen, sich in den Farbräumen aufzulösen.
Genau das ist eine Eigenart der Malerin, durch dieses eigenwillige Licht, das von keiner zu deutender Quelle kommt, wachsen die Figuren mit den Hintergründen und Räumen zusammen, sie verweben sich mit diesen. Bilder, oft in Variationen gehören eigentlich alle zusammen, sie umfassen sich, wie sie voneinander Abschied nehmen. Es kommt alles zum Stillstand, die Farben beginnen zu tanzen, sie schwellen an und vergehen im gleichen Moment. Man will etwas fassen, es wird flüchtig, bleibt ungreifbar. Die Farben werden zu Spuren in eine andere Zeit, eine ohne Hektik und Stress. Das Alltägliche hat sich verwandelt, es ist Malerei geworden, ungreifbar. Ich nenne das Poesie.
Der Leipziger Hauptbahnhof, das Geländer zeigt ihn an. Auch dort wieder das Stehen einer Figur und das Laufen der anderen, doch es ist am Ende gleich, das Farbgewebe verschmilzt alles zu einer Malerei.
Auch der Berliner Hackesche Markt oder die Strände der Ostsee. Raum und Figur sind immer direkt aufeinander bezogen.
Mit ihren Stilleben stellt sich die Künstlerin in eine weite Tradition. Ich nenne nur Lovis Corinth und Bernhard Heisig. Beider Blumenbilder sind das Bändigen des Lebendigen, was nie wirklich gelingt. Sie leben vom Werden und Vergehen, vom Aufblühen und dem kommenden Verfall. Barbara Burck hat eben diese Ausweglosigkeit weitergetrieben. Ihre Mohnblüten sind so satt vom Licht, so dicht an der Abstraktion, weiter geht es nicht, das ist der Höhepunkt, hier fallen das Aufsteigende und das Absteigende zusammen, schicksalhaft.
Dann gibt es die Landschaften, die völlig ohne Figuren ihre Räume offenbaren.
Und dann die Ostsee, das Meer. Es dehnt sich in fast endloser Weite, die Brandung ist ferngerückt, der Himmel spiegelt sich im Meer, die Farben des Wassers sind ins Violett gebrochen und ziehen damit eine fragile Grenze in dem Miteinander.
Zum Schluss möchte ich sie auf die Ölskizzen auf Pergamentpapier aufmerksam machen. Die sind so frei und leicht, so heiter und lebendig, so sinnlich und prägnant... ich könnte hier noch weiter sprechen, doch ich weiß, dass man Bilder nie in Sprache übersetzen kann, es sind immer nur Näherungen.
Deshalb nehmen sie sich Zeit, gehen sie mit ihren Augen in den Gemälden auf und ab, sie werden ihre Schönheit erleben.
Ina Gille, Mai 2020
einBlick x3
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